Web 2.0 Applikationen

Erschließung mit Web 2.0

Generell lässt sich im Bibliotheksbereich eine Tendenz zur vermehrten Interaktion zwischen BenützerInnen und Bibliothek bzw. unter UserInnen feststellen. Eine aktive Beteiligung am Bibliotheksgeschehen ist nicht nur erlaubt sondern sogar erwünscht. Immer wieder wird BenützerInnen die Möglichkeit geboten, neben dem Tagging auch direkt auf die Katalogeinträge einzuwirken. Konkret nun auf eine Erschließung von Theaterzetteln bezogen sollte auch an eine Einbindung von BenützerInnen gedacht werden.
Wenn die Ressourcen einer Institution die Digitalisierung, aber nicht die (inhaltliche) Erschließung eines Materials ermöglichen, können Web 2.0 Anwendungen eine Alternative aufzeigen.

What’s on the menu?

Ein gutes Beispiel dafür bildet ein Projekt der New York Public Library – What’s on the menu? , bei dem User digitalisierte und online zur Verfügung gestellte Speisekarten transkribieren. Für unsere Überlegungen zusätzlich bedeutsam macht hier der Umstand, dass Speisekarten Theaterzetteln sehr ähnliche Materialien (zuweilen sogar ebenfalls Einblattdrucke) darstellen.
Die New York Public Library besitzt weltweit einen der größten Speisekartenbestände. Er umfasst ca. 40.000 Karten von circa 1840 bis in die Gegenwart. Die Sammlung ist vor allem von großem (kultur)historischen Interesse. So lässt sich damit etwa feststellen, welche Speisen sich zu unterschiedlichen Zeiten auf dem Speiseplan befanden und damit gleichzeitig welche Pflanzen, Tiere, Gemüse, Früchte oder Pilze zur Verfügung standen. Es können damit Brüche oder auch Kontinuitäten in den Essgewohnheiten aufgezeigt werden. Gleichzeitig geben die Preise auch Aufschluss über ökonomische Gegebenheiten und Veränderungen im Laufe der Zeit.
Von diesem Bestand wurden ca. 10 000 Speisekarten digitalisiert und ins Internet gestellt. Da kein Budget für eine Erschließung vorhanden war, wurde ein Aufruf an interessierte User gestartet, mit der Transkription der Karten zu helfen. Die Speiseeinträge können einzeln angeklickt und dann in ein dafür vorgesehenes Feld eingetragen und abgeschickt werden. Es erscheint für diese Speise auf dem Digitalisat ein grünes Häkchen für „transkribiert“.
Sobald 1 Speisekarte komplett transkribiert wurde, kann sie an das Bibliothekspersonal abgeschickt werden. Die getätigten Einträge werden überprüft und dann für die Datenbank freigegeben. Alle so verifizierten Einträge sind über eine Datenbank abrufbar.
Wie gut dieses Projekt angenommen wird beweisen letztendlich die Zahlen: bis dato (September 2011) wurden über 500 000 Speisen von ca. 10 000 Speisekarten transkribiert.

Eine leicht adaptierte Version dieses Projekts wäre für die Erschließung von bereits digitalisierten Theaterzetteln bestimmt von großem Interesse.

Wissenschaftlicher Austausch

Darüber hinaus wäre es sicher lohnend, wenn die entsprechende Website auch die Möglichkeit für wissenschaftlichen Austausch bieten könnte. Für Forscherinnen und Forscher würde damit ein Austauschen und Vernetzen erleichtert werden. So könnte beispielsweise die Option des Verfassens von Kommentaren zu einzelnen Theaterzetteln eingebaut werden.
Aus unterschiedlichsten Gründen (z.B.: Revolution, Brand) existieren Theaterzettel, dessen ausgewiesene Vorstellungen niemals stattfanden. Wenn jetzt ein Digitalisat eines solchen Zettels auf der Website aufscheint und jemand findet im Rahmen seiner/ihrer Forschung heraus, dass das darauf angepriesene Stück niemals aufgeführt wurde, wäre es möglich bei den entsprechenden Metadaten unter Angabe von Quellen eine Anmerkung zu verfassen.
Ein wesentlich häufiger auftretendes Phänomen stellt der Theaterzettel ohne Datum dar. Hier wäre ebenfalls zu überlegen, eine Option zu bieten, das Datum zu ergänzen bzw. auf einen bestimmten Zeitraum einzuschränken.

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