Aus Perspektive der Forschung – und damit auch aus bibliothekarischer Sicht – wäre die Ideallösung sämtliche auf einem Theaterzettel befindliche Informationen zu erfassen und bei gleichzeitiger Verknüpfung mit dem Digitalisat den Volltext im Internet durchsuchbar zu machen. Bei jetzigem Stand der Technik ist es jedoch noch nicht möglich Theaterzettel in Frakturschrift per OCR einzulesen, was gleichsam bedeutet, alle Metadaten müssten händisch eingegeben werden. Es sind dementsprechende Ressourcen erforderlich. Abgesehen vom Personal für die Dateneingabe, muss eine entsprechende Datenbank entwickelt und implementiert werden. Zu diesem Zweck ist eine Metadaten-Eingabemaske zu erstellen.
Metadatenkatalog
Da Theaterzettel oft sehr unterschiedlich gestaltet sind und teilweise auch über die jeweilige Aufführung hinausgehende Informationen besitzen, könnte die Maximalvariante einer Metadaten-Eingabemaske aus über 60 Einzelkategorien bestehen. Bei derzeitigem Stand der Dinge wohl ein unbewältigbarer Aufwand. Es wäre sinnvoll die Metadatenaufnahme auf die inszenierungs- bzw. aufführungsrelevanten Informationen zu beschränken. Darüber hinausgehende Anmerkungen sind ohne Zweifel für die Forschung auch von Interesse, müssten aber vorerst direkt vom Digitalisat abgelesen werden. Wenn es in der Zukunft möglich wird, Theaterzettel in Frakturschrift Volltext einzulesen, müssten entsprechende Kategorien ergänzt werden. Darüber hinaus sollten die Eingabefelder für aufführungsspezifische Daten möglichst auf circa 20 eingeschränkt werden.
Jetzt konkret auf den Vorgang der Metadateneingabe Bezug nehmend ergeben sich hier per se bereits immer wieder Schwierigkeiten. So sind häufig Namen aufgrund der Druckqualität oder dem Grad der Verschnörkelung schwer lesbar und oft werden nur Nachnamen genannt. Gelegentlich ist man auch mit Informationen konfrontiert, die nur schwer einer Kategorie zuzuordnen sind.
Überlegungen zu wichtigen Aspekten in Bezug auf eine geeignete Datenbank
Es sollte möglichst viel mit kontrolliertem Vokabular gearbeitet werden, das heißt, es sind Auswahllisten zu erstellen, die auch bei Bedarf ergänzt werden können. Um dies besser zu veranschaulichen folgen ausgewählte Beispiele aus Kategorien, in denen es sinnvoll erscheint mit kontrolliertem Vokabular zu arbeiten. Den Beginn machen personenspezifische Datenfelder wie Nachname, Vorname und Geschlecht. Auf Theaterzetteln des 19. Jahrhunderts ist bei Personen der Vorname meist nicht angegeben. Die Kategorie „Geschlecht“ soll eine Differenzierung bei Namensgleichheit ein wenig erleichtern. Pseudonyme und unterschiedliche Schreibweisen sind ebenfalls mitzudenken.
ID | NACHNAME | VORNAME | GESCHLECHT |
1 | Schiller, von | Friedrich | m |
2 | Spielberger | m | |
3 | Kunst | Wilhelm | m |
4 | Grabow | m | |
5 | Holzapfel | w | |
6 | … |
In einer Optimalvariante wäre hier auch eine Verknüpfung mit einer Personendatenbank vorhanden, die zusätzliche biographische Informationen liefert.
Im Falle der Kategorien „Spielstätte“ und “Gattung” erscheint die Verwendung von kontrolliertem Vokabular sinnvoll. Ebenso muss es eine Verknüpfung zu unterschiedlichen Bezeichnungen der gleichen Spielstätte geben.
Dublin Core
Im Sinne des internationalen Austausches erscheint es sinnvoll die für die eigene Datenbank angelegten Kategorien, in übergeordnete Felder von Dublin Core simple zu subsumieren. Dies könnte in etwa wie in folgender Abbildung geschehen.
Beispielsweise sind hier unter der Dublin Core Kategorie „coverage“ die lokalen Kategorien „Spielstätte“ und „Ort“ subsumiert und unter der Kategorie „title“ die lokalen Kategorien „Titel (VF)“, „Titel (AF)“ und „Untertitel“.
Problembereiche bei der Überführung in Dublin Core
Es ist nicht immer eindeutig, welche übergeordnete Kategorie ausgewählt werden soll. Dies betrifft beispielsweise die lokale Kategorie „Regie“. Aus heutiger theaterwissenschaftlicher Sicht wäre sie bestimmt zusammen mit dem/der TextverfasserIn unter „creator“ einzuordnen. Für den gewählten Zeitrahmen ist dies allerdings nicht so einfach. So hat sich die Regie erst im Laufe der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts herausgebildet und war zunächst sicher nicht so entscheidend wie heutzutage. Gleichzeitig war zu jener Zeit aber auch der Originaltext nicht so wichtig, SchauspielerInnen extemporierten oft. Auf der anderen Seite lässt sich hier bezüglich der Textpriorität auch eine Parallele zur Gegenwart herstellen. So ist beispielsweise ein Kriterium im Postdramatischen Theater jenes, dass der Text nur einen Faktor unter vielen darstellt, ein Material, an dem es sich beliebig zu bedienen gilt. Aus diesem Grund hat die Subsumierung der Datenfelder „AutorInnen“, „KomponistInnen“ und „Regie“ unter der Dublin Core Kategorie „creator“ durchaus seine Berechtigung.